Warwick Schiller

Anfang April bin ich über von Youtube angebotene Videos auf Warwick Schiller gestossen. Er ist ein Pferdetrainer, der in den USA lebt und er hat die überragende Fähigkeit, seinen Zuhörern die Pferdepsychologie in allen Einzelheiten zu erklären. Er zeigt völlig überraschende Möglichkeiten, ganz konkret mit dem eigenen Pferd auf diese Vorschläge einzugehen und sofortige Änderungen zu erreichen. Neben den Youtube-Videos bietet er ein Tutorial an, für das man bezahlen muß, das eine Fülle von ausführlichen Filmen beinhaltet und einen konkreten Weg, mit dem eigenen Pferd Schritt für Schritt zu üben. Hierfür hat er zwei Wege, einen, um Fähigkeiten zu verbessern, einen, um die Beziehung zu seinem Pferd zu verbessern. Ich habe mich für den Beziehungsweg entschieden.
Ich mache Übungen mit Gaefa (z.B. Hooking on und Groundwork) und lerne dabei sehr schnell, auf ihre Signale zu achten, ihre Sprache zu verstehen und wiederum rückzumelden, daß ich sie verstanden habe. Es kommt zu einer Unterhaltung, die ich faszinierend finde. Ich beginne auch zu erkennen, wann Gaefa überlegt, etwas zu tun und sich dann für eine Variante entscheidet. Diese Sprache verstehe ich zunehmend auch bei anderen Pferden. Ein großer Teil der Übungen braucht viel Zeit und Geduld, meistens Warten, indem ich z.B., wenn ich Gaefa von der Koppel hole, warte, bis sie kommt (ohne Leckerli), oder indem ich nach Übungen, die sie stressen können, erkenne, daß sie gestresst ist und dann warte, bis ich sehe, daß sie sich wieder entspannt hat.
Ich mache das jetzt seit 10 Wochen und sehe viele Veränderungen: Gaefa kommt fast immer von selbst zu mir. Sie hat ihre Aufmerksamkeit sehr viel bei mir. Sie zeigt mir sehr deutlich, wo sie gekrault oder geputzt werden will und wo nicht. Ich kann mir ihr an der Hand vom Hof gehen, ohne daß sie stehenbleibt. Beim Hooking on im Roundpen (den ich mit Abtrennband aus unserem quadratischen Reitplatz zaubere) töltet sie munter um mich herum ohne viel Treiben von mir und zeigt mir, daß sie eine Pause haben möchte, indem sie zu mir kommt. Sie ist vereinzelt sogar angaloppiert, was ich nie für möglich gehalten hätte. Das Wichtigste ist mir aber die Beziehung zu Gaefa. Warwick zeigt oft Pferde, die "shut down" sind, d.h., vermutlich durch verständnisloses Verhalten von Menschen einen Rolladen um sich herum heruntergelassen haben. Sie sind meist brav, machen, was die Menschen wollen, nehmen aber keine Verbindung zum Menschen auf. Gaefa ist auch ein solches Pferd, aber durch die Kommunikation mit ihr und ihre Erfahrung, daß ich auf sie achte und sie verstehe und ihr Zeit lasse, beginnt sie sich zu öffnen. Das ist eine sehr interessante und beglückende Arbeit, jeden Tag von neuem!

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