Stormur oder Wie gehe ich auf Pferde zu



Ich bin sehr zufrieden bin mit der Entwicklung von Gaefa durch die Arbeit nach Warwick Schiller und möchte herausfinden, inwieweit andere Pferde auf diese Vorgehensweise reagieren. Deshalb habe ich Kontakt zur Pädagogischen Farm München-Ost, von wo ich vor 5 Jahren Gaefa bekommen habe, aufgenommen und die für mich sehr erfreuliche Erlaubnis bekommen, mich mit den vier Islandpferden zu beschäftigen, zuerst mit dem 25-jährigen Stormur, der sich manchmal nicht gerne von der Weide holen lässt.
Am 1. Tag ging ich einfach, nur mit Massagehandschuhen und einem Gummistriegel ausgerüstet, zu ihm auf die Koppel. Er ließ sich etwas an der Stirn kraulen, wollte aber eigentlich fressen. ich mistete in seiner Nähe ab und sah, daß er sich immer in meine Richtung drehte, um mich im Auge zu behalten. Am 2. Tag war er auf einer abgeweideten Weide und nahm schnell Kontakt zu mir auf, ließ sich sehr gerne putzen (ohne Halfter) und ging danach beim Abmisten immer hinter mir her, ohne mich zu bedrängen. Am 3. Tag war wieder auf der üppigen Weide Fressen angesagt, doch ich habe Zeit und will ihn nicht bedrängen, sondern auf seine Bedürfnisse eingehen und ihm das auch zeigen. Am 4. Tag war er mit allen Pferden im Unterstand, ich ging vorsichtig in seine Nähe, wenn er den Kopf abwand (Stresszeichen), ging ich ein paar Schritte rückwärts, dann schaute er wieder nach mir, ich ging wieder vorsichtig auf ihn zu usw. Er kaute dann intensiv und gähnte ausgiebig. Nach einiger Zeit verließ er den Unterstand zum Grasen.
Ich möchte mein Vorgehen etwas genauer erklären: Der Umgang mit Pferden ist oft durch Dominanz, Gewalt, Macht und Zwang in mehr oder weniger großem Ausmaß geprägt. Die Alternative ist, das Pferd als ein fühlendes beseeltes Wesen zu sehen wie wir Menschen auch und entsprechend mit ihm umzugehen, d.h., es nicht zu benutzen. Die für mich entscheidenden Punkte dafür sind: Ich muß mich als Mensch auf das Pferd einstellen, nicht andersherum. Ich versuche, die sehr feine Kommunikation des Pferdes verstehenzulernen und diese Kommunikation auch rückzumelden. So kann ich ein Vertrauensverhältnis aufbauen, das die entscheidende Grundlage für alles weitere ist.  Als Mensch brauche ich Verständnis, Freundlichkeit, Geduld, Disziplin mir selbst gegenüber, Flexibilität, Zielstrebigkeit in und Zufriedenheit mit kleinen Dingen, Regelmäßigkeit der Aktivitäten, viel Demut und Freude und Spaß am Kontakt mit dem Pferd.
Bezogen auf Stormur: Wie die meisten Pferde kennt er, daß ein Mensch kommt und ihn greift, mitnimmt und das mit ihm tut, was der Mensch sich vorstellt. Ich mache es anders. Ich zeige ihm mein Interesse an ihm, reagiere aber sofort auf sein Unbehagen oder seine Vorlieben, lasse ihm Zeit und gebe ihm die Freiheit, zu entscheiden.

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