Unser erstes Jahr

Schnell fand ich einen neuen Platz für Gaefa, an dem sie sich auch gut einlebte. Ich konsultierte zwei Tierärzte, die mir empfahlen, Gaefa nicht zu reiten. Das hatte ich eigentlich auch so erwartet und war zufrieden, täglich mit ihr spazieren zu gehen. In diesem Stall gab es eine Trainerin, die Bodenarbeitsstunden anbot, zu denen ich mich mit Gaefa auch anmeldete. Hier mußte Gaefa gehorchen und es zeigte sich, daß sie dazu nicht unbedingt bereit war. Ich lernte eine andere Seite an ihr kennen. Bisher wirkte sie immer etwas abgestumpft, gleichgültig und eher gemächlich, aber während dieser Stunden begehrte sie auf. So kam es einmal dazu, daß sie an der Hand stieg und ein anderes Mal, als die Trainerin mich angewiesen hatte, Ausbinder einzuschnallen, versuchte sie nach mir auszuschlagen. Mir kam es so vor, als hätten wir Gaefa überfordert, daher machte ich eine Pause bei dieser Trainerin und später führte ich die Stunden fort, aber ohne Ausbinder.
Im folgenden Winter zeigte Gaefa eine andere Verhaltensweise, die ich vorher noch nicht gekannt hatte. Beim Spazierengehen blieb sie an einer glatt wirkenden Stelle stehen und war durch nichts zu bewegen weiterzugehen, bis ich zum Stall zurückging. Dieses Verhalten zeigte sie dann immer mal wieder. Die Trainerin empfahl mir, in dieser Situation nicht zu kämpfen, sondern einfach einen anderen Weg zu gehen, was meistens auch klappte.
Dann kam Ostern 2015 und eines Abends wurde ich vom Stall angerufen, daß Gaefa stark husten würde. Ich fuhr zu ihr und fand sie schwer atmend und fiebernd in ihrer Box. Der zur Hilfe gerufene Tierarzt diagnostizierte eine beginnende Lungenentzündung und gab Antibiotika. Gaefa ging es sehr schnell wieder gut, aber 14 Tage später begann sie wieder leicht zu husten. Ich telefonierte mit dem Tierarzt, der eine baldige Bronchoskopie empfahl. Ich war ziemlich entsetzt, da diese Untersuchung bei Menschen relativ eingreifend ist. An diesem Abend recherchierte ich lange im Internet und fand heraus, daß die Haltungsbedingungen in diesem Stall völlig falsch waren (enger, niedriger Stall mit kaum Lüftung im Winterhalbjahr, extrem staubige Einstreu). Am nächsten Morgen hatte ich eine heftige Auseinandersetzung mit dem Stallbesitzer und erreichte, daß Gaefa sofort in eine Aussenbox umziehen konnte. Gaefa ging es ab sofort wieder gut, doch der Stallbesitzer kündigte mir. Also hieß es wieder, einen neuen Platz zu suchen.

Kommentare

Beliebte Posts